M.A. Der Unverpackt-Laden der Zukunft

Wenn es etwas gab, das mich während des gesamten Jahres 2020, außer die weltweite Corona Pandemie, beschäftigte, dann war es meine Masterarbeit. Eigentlich sollte sie von April bis August dauern und ganz unspektakulär ablaufen. Doch dann kam das Coronavirus und machte diese Bearbeitungszeit und einer wahren Herausforderung. Zuerst wurde die Arbeit von April auf Mai verschoben. Dann erfolgten die Beratungstermine als auch die verbleibenden Vorlesungen fast ausschließlich über Videocall und durch die geschlossenen Bibliotheken war eine normale Bearbeitungszeit ausgeschlossen. 

So ergab es sich, dass ich im Dezember 2020 erst mit meinem Kolloquium meine Studienzeit abschloss. Das Resultat allerdings wurde durch diese spannende Zeit extrem geprägt.

Meine zentrale Fragestellung „Wie transformiert die aktuelle Corona-Pandemie die Gesellschaft bezüglich des Megatrends Neo-Ökologie und wie kann der, von diesen Transformationen abhängige Einzelhandel, am Beispiel der „unverpackt“-Läden, in unterschiedlichen Zukunftsszenarien der Post-Corona Zeit darauf reagieren?“

Die Gestaltung

Aber nicht nur inhaltlich wollte ich mich mich mich mit meinem Thema auseinandersetzen, auch visuell habe ich die Arbeit aufbereitet. Dabei war es mir wichtig, dass das Gesamtbild stimmt, deshalb habe ich alle, nicht von mir stammende, Infografiken in mein visuelles Konzept mit aufgenommen. So konnte ich sicher sein, dass alles harmonisch zusammen passt. Ich hätte natürlich designtechnisch noch viel mehr herausholen können. allerdings war mir hier der Inhalt dennoch wichtiger als eine designorientierte Arbeit. Immerhin war es eine wissenschaftliche Arbeit, wo des Fokus ganz klar auf dem Inhalt liegen sollte.

Die Methodologie

Um die in dieser Arbeit ausgearbeiteten Fragestellung beantworten zu können, wurden die bereits vom Zukunftsinstitut erstellten Szenarien mit den sozial- und kulturwissenschaftlichen Erkenntnissen abgeglichen  und mittels empirischer Forschung auf eine Praxistauglichkeit überprüft. Dafür sollen jeweils ein Best Case und ein Worst Case Szenario ausgewählt werden, auf diesen dann Handlungsempfehlungen ausgestellt werden.

Im ersten Schritt wurde dafür eine Literaturrecherche als Sekundärforschung durchgeführt. Diese fand mit kultur- und sozialwissenschaftlichem Fokus statt und sollte als theoretische Basis dienen. Um ein vielfältiges Fundament zu kreieren, wurde hierbei besonders auf eine breit gefächerte Recherche gesetzt. Nach einem historischen Rückblick und einer theoretischen Basis im Bereich der Soziologie, folgte eine Sze- nario-Analyse. Die Bewertung der vier Szenarien erfolgte mithilfe der Scoringmethode und sollte somit ein Best-Case und ein Worst-Case-Szenario herausfiltern. Zur Primärforschung wurde im zweiten Teil eine Case Study erstellt, welche den empirischen Teil dieser Arbeit darstellt. Hierfür wurde die Mixed Methods Approaches, also der Kombination aus einer qualitativen und einer quantitativen Forschung, angewendet. Der quantitative Teil bestand aus zwei, vom Unverpackt Verband e.V. durchgeführte Umfragen um die allgemeine Lage der Unverpackt-Läden in Deutschland herauszufinden. Der qualitative Teil der Case Study bestand aus vier, von der mir durchgeführte, Interviews mit Inhabern von Unverpackt-Läden aus unterschiedlichen Teilen Deutschlands. Hierbei wurde näher auf die jeweiligen Problematiken eingegangen und somit weitere Insights herausgefunden.

Die Zusammenfassung

Im ersten Kapitel wurde versucht aus den vergangenen Seuchen Rückschlüsse auf den Verlauf der derzeitigen Corona-Pandemie zu ziehen. Es zeichnete sich eine gegenseitige Beeinflussung zwischen Ausbruch des Infektionserreger und der gesellschaftlichen Situation ab. Es lässt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit sagen, dass die Gesellschaft dieses Mal ebenfalls gestärkt und mit einem höheren Bewusstsein für die Umwelt aus der aktuellen Pandemie hervorgehen wird. So könnte das Coronavirus für eine Entwicklung zu einer nachhaltigeren Welt beitragen.

 

Im zweiten Kapitel wurde der Begriff Krise definiert und dies als Höhe- und Wendepunkt einer bereits vorherigen Entwicklung beschrieben. In der Systemtheorie nach Niklas Luhmann ist der Mensch in funktionierenden Systemen gefangen, welche er im beschränkten Rahmen seiner Möglichkeiten beeinflussen muss, um die bevorstehende anthropogene Klimakrise abzuwenden. 

Im dritten Kapitel wurde zuerst die Entwicklung der Umweltbewegungen untersucht. Die Aktivisten müssen an ihrer Kommunikation etwas ändern müssen, um die Bevölkerung von einem Umdenken zu überzeugen. Vier Szenarien zeigen Tendenzen für eine Gesellschaft nach Corona. Dabei wird die Coronakrise als eine Möglichkeit angesehen, das komplette System zu überdenken und neu zu gestalten und so neue Möglichkeiten zum Lösen der Klimakrise aufgezeigt. Dabei ist vor allem entscheidend, wie offen und kooperativ die Menschen in Zukunft sein werden. 

 

Im vierten Kapitel kam heraus, dass insgesamt mehr Interesse für das Thema Nachhaltigkeit und den Megatrend Neo-Ökologie besteht. Allerdings schien dies aber nicht für die Zero Waste Bewegung zu gelten. Es zeichnet sich zwar ein sich steigerndes Bewusstsein und ein Interesse für die Thematik ab, jedoch wurden diese Gedanken von den meisten Verbrauchern noch nicht in die Praxis umgesetzt. Die Themen Plastikverzicht und Zero Waste sind also in den Köpfen der Menschen angekommen, aber noch nicht im Alltag der Verbraucher. Hier besteht Handlungsbedarf. Das Konzept der Unverpackt-Läden müssen gesellschafts- und alltagstauglicher werden, allerdings ohne dabei ihr Ziel aus den Augen zu lassen.

Anmerkungen

Nach knapp einem halben Jahr Bearbeitungszeit war meine Masterarbeit fertig. Allerdings hat der Lernprozess mit meiner anschließenden Anstellung beim Unverpackt Verband e.V. gerade erst begonnen. Ich habe bereits viele Erkenntnisse gewonnen, die mich meine Masterarbeit kritischer hinterfragen lassen. In den Kernelementen allerdings, beobachte ich immer wieder, dass meine theoretische Bearbeitung nicht sehr weit vom praktischen Alltag entfernt ist.

Das Prinzip eines verpackungsfreien Einkaufes ist nicht nur eine gute Möglichkeit auf unnötige Verpackungen zu verzichten, sondern auch eine Art der Entschleunigiung des Alltags und bietet einen achtsameren Umgang mit sich selbst, der Natur und den Ressourcen dieses Planeten. Um diese Art des Lebens jedoch in seinen eigenen Alltag zu intergrieren, bedarf es viel Zeit und Mühe. Der Unverpackt-Laden sollte dabei nicht nur ein Ort sein, wo ein verpackungsfreier Einkauf möglich ist, sondern ein Begleiter auf dem Weg zu einem bewussteren und verpackungsfreieren Lebensstil. Welche Rolle der Unverpackt Verband da spielt und wie und ob sich diese Vision in die Realität umwandeln lässt, das werde ich in der nächsten Zeit in der Praxis erleben können. 

Bei mehr Interesse bezüglich des Verbandes, besucht gerne die unverpackte Website oder besucht meinen Blog, wo ich erzähle, wie ich eigentlich zum Unverpackt Verband gekommen bin.